Sehenswertes
Jede Ecke von Marokko bietet eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmälern. Allein die Besichtigung der historischen Altstädten von Marrakesch, Casablanca, Fès oder Meknès bergen eine enorme Vielfalt an Schätzen längst vergangener Zeiten. Doch auch abseits der marokkanischen Metropolen warten auf die Marokkoreisenden wahre Schätze der Natur oder von Menschenhand gemacht.
Aït-Ben-Haddou:
Das befestigte Dorf Aït-Ben-Haddou befindet sich am Fusse des Hohen Atlas im Südosten Marokkos, etwa 30 Kilometer von der Stadt Ouarzazate entfernt. Sechs ineinander verschachtelte Kasbahs, traditionelle Wohnburgen, sowie ein verfallener Kornspeicher bilden das Dorf. Alle Bauwerke wurden mit Ziegelsteinen aus gestampfter Erde errichtet. Die schiefwinklig angeordneten Steine bilden ein einzigartiges geometrisches Muster, dessen Zickzack-Form für die ganze Region charakteristisch ist. Im Innern des mittelalterlichen Dorfes stösst man auf ein Labyrinth von Gängen, Wohn- und Lagerräumen, aus dem Türme aus rostbraunem Lehm emporragen. Aït-Ben-Haddou war eine Karawanenunterkunft der Sippe Ben Haddou. Diese kontrollierten zur zeit der Almoraviden im 11. Jahrhundert den Handel auf der alten Karawanenstrasse zwischen Timbuktu und Marrakesch. Die befestigten Wohnbauten aus Sampflehm und luftgetrockneten Lehmziegeln dürften aus späterer Zeit, zwischen dem 12. Und 16. Jahrhundert stammen. Ob und wie lange der Ort noch als normale Siedlung bestehen kann, ist unklar. Es ist jedoch klar, dass ein erhöhter Pflegeaufwand nötig ist, um Aït-Ben-Haddou vor dem Verfall zu retten. In der Vergangenheit wurde die Pflegearbeit durch die Bevölkerung geleistet. Mit dem seit Jahren sinkenden Wasserstand, der Abwanderung der Jugend in die Städte, der Witterung, aber auch die immer größer werdende Belastung durch Touristenströme, ist der dauerhafte Bestand der Siedlung in Frage gestellt. Wer das Dorf zum ersten Mal besucht, dem wird es möglicherweise bekannt vorkommen. So war Aït-Ben-Haddou schon Schauplatz bekannter Filme wie Sodom und Gomorrha (1962), Lawrence von Arabien (1962), Die Bibel (1966) und in der neueren Zeit von Gladiator (2000) und Alexander (2004).
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Al Hoceima-Nationalpark:
Der an der nördlichen Atlantikküste gelegene Nationalpark besticht durch seine einzigartige Ästhetik, charakterisiert durch noch sehr ursprüngliche Küstengebiete, dem Hochgebirge und dem gebirgigen Hinterland. Durch das außerordentlich klare Wasser tummelt sich an der Küste vielseitiges Seeleben. So sind regelmäßig drei verschiedene Delphinarten zu sehen: Der gemeine Delphin, der Streifendelphin, sowie der Riesendelphin. Auch an Land und in der Luft ist die Vielfalt eindrucksvoll. 69 Vogelarten und die weltweit größte Kolonie von Fischadlern kommen auf dem Gebiet von 47.000 Hektar vor. Mit der Mönchsrobbe und der Audoin-Möwe bietet der Al Hoceima-Nationalpark zudem zwei bedrohten Tierarten Rückzugsmöglichkeiten.
Volubilis:
In den Ausgrabungsstätten nahe der Stadt Meknès sind einige der am besten erhaltenen Relikte der römischen Zeit in Nordafrika zu bewundern. Obwohl von der grossen Basilika, den Thermen, Tempeln und Bögen nur noch Säulen und teilweise Grundmauern zu sehen sind, lässt sich der Prunk längst vergangener Zeiten doch sehr gut erahnen. Sehr gut erhalten sind die zahlreichen Mosaike, die über zweitausend Jahre scheinbar unbeschadet überstanden haben. Damals war Volubilis eine wichtige römische Stadt am westlichen Rand des römischen Herrschaftsbereiches. Durch das Erzeugen von Korn und Olivenöl, das später nach Rom exportiert wurde, erreichte die Region im Norden des Landes einen ansehnlichen Reichtum. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt unter der Herrschaft des Kaisers Septimius Severus zwischen den Jahren 193 und 211. Nach zahlreichen Angriffen durch die Berber Mitte des 3. Jahrhunderts, verlegten die Römer ihren Verwaltungsbezirk nach Tingis (Tanger). Volubilis wurde daraufhin unter dem Namen Oualili Hauptort der Auraba-Berber.
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Agdal- und Menaragärten:
Wer sich in Marrakesch aufhält, sollte neben der belebten Medina und den Palästen unbedingt auch die Gärten besichtigten. Die etwa 100 Hektar grossen Menaragärten befinden sich im Südwesten der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Flughafen. Sie bestehen vor allem aus einer Olivenplantage, die im 12. Jahrhundert von der Berber-Dynastie der Almohaden angelegt worden ist. Bewässert wird der Olivenhain durch einen künstlichen See von dem ein weit verzweigtes Kanalsystem ausgeht. Die Adgal-Gärten sind die ältesten Parkanlagen der Stadt und wurden unter dem Almohaden-Herrscher Idris I. al Ma’mum angelegt. Der im Süden der Stadt gelegene Park besteht mehrheitlich aus Granatapfel-, Orangen-, und Olivenbäumen, die aus mehreren Teichen bewässert werden. Am Ufer des größten Wasserbeckens steht der Dar al Hana, ein Palast mit einer Aussichtsterrasse, von der man den Ausblick auf die Gipfel des hohen Atlas genießen kann. Die beiden großen Gärten von Marrakesch stehen seit 1985 auf der Liste der Weltkulturerben der UNESCO.
Medersa Ben Youssef
Der im Norden der Medina von Marrakesch gelegene Kulturbau beherbergte lange Zeit die grösste Koranschule des Maghreb. Die Medarsa Ben Youssef wurde im 14. Jahrhundert und nach dem amoravidischen Ali ibn Yusuf benannt. Zu ihren Spitzenzeiten lernten gleichzeitig bis zu 900 Schüler aus dem Koran. Die Schule wurde anfangs der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts geschlossen und restauriert. Erst im Jahre 1982 wurde das ehemalige Schulgebäude der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Heute erhalten Besucher anhand der gut erhaltenen Gemächer eine gute Vorstellung über das Leben der Studenten von damals. In einigen der spartanisch eingerichteten Zimmer mit Zedernholztäfelung und liebevoll geschnitzten Fensterrähmen ist noch immer das Immobiliar, bestehend aus Schilfmatte, Schreibtisch, Kochstelle mit Teekocher und Pfanne zu betrachten. Die 130 Zimmer des Studentenwohnheims reihen sich rund um einen Innenhof im maurischen Stil, dessen Arkaden liebevoll mit Arbeiten aus Zeder, Marmor und Stuck besetzt sind. Wer sich die komplexen Schnitzereien genauer anschaut, wird erkennen, dass es sich um geometrische Muster und teilweise religiöse Inschriften handelt. Der Mittelpunkt des prächtigen Innenhofs bildet ein sehr schön verziertes Wasserbecken mit prächtigen Marmormosaiken.
Unmittelbar neben der Koranschule befindet sich das Museum von Marrakesch. Es ist im M’Nebhi-Palast aus dem 19. Jahrhundert untergebracht und bietet eine eindrückliche Sammlung marokkanischer Volkskunst aus acht Jahrhunderten.
Kasbah von Telouet
Wer über den Tizi-n-Tichka-Pass in das kleine Nest Telouet gelangt, wird erstmals überrascht ob der eindrücklichen Kasbah sein, die an den kahlen Berghängen thront. Die auf 1800 Metern Höhe gelegene Lehmburg aus dem 19. Jahrhundert ist die bedeutendste von zahlreichen solchen Kasbahs, welcher der Berberfamilien-Clan der Glauoa in den Bergen des Atlas hinterlassen hat. Hier an der strategisch wertvollen Lage am Tizi-n-Tichka-Pass konnte die wichtige Nord-Süd-Verbindung im Hohen Atlas bestmöglich kontrolliert werden. Sie war auch Residenz von Thami el-Glauoi auch „der Löwe des Atlas“ genannt. Der Stammesfürst und spätere Pascha von Marrakesch kollaborierte während seiner Regierungszeit mit den französischen Besatzern. Nach der Unabhängigkeit Marokkos flehte der entmachtete „Löwe des Atlas“ bei Sultan Mohammed V um Gnade. Er entkam seiner Verbannung durch den Sultan als er kurze Zeit später in seiner Stammburg starb.
Die Kasbah von Telouet entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde in mehreren Bauetappen zu einer der grössten und prächtigsten Lehmburgen des Landes ausgebaut. In ihren Spitzenzeiten beherbergte die Anlage bis zu 1000 Personen. Wer die eindrückliche aber kahle Fassade der Lehmburg betrachtet, der ahnt nicht ansatzweise von dem Prunk im Innern der Kasbah. Der prächtige maurische Empfangsaal könnte gegensätzlicher zum Äusseren der Lehmburg nicht sein. Von dort aus führen Treppen in die zahlreichen Wohn- und Schlafgemächer in denen der „Löwe des Atlas“ mit seinen zahlreichen Ehefrauen lebte. Tritt man auf die Terrasse, so bietet sich eine überwältigende Fernsicht über die verschneiten Gebirgszüge des Hohen Atlas. Trotz ihres vergleichsweise geringen Alters ist die Kasbah von Teloulet dem Verfall preisgegeben, was sich anhand der tiefen Risse in der Fassade gut erkennen lässt. Besichtigungen sind deshalb nur in Gruppenführungen mit einem örtlichen Führer oder einem kundigen Trekkingführer möglich.
Bei sämtlichen Marokko-Reisen von Weltweitwandern (mit Ausnahme der Reise „Atlantikküste & Essaouira“) besuchen Sie auch Marrakesch, wo Sie sich die Agdal- und Menaragärten anschauen können.
Oasen des Draa-Tals
Der Wadi Draa ist ein regelmässig austrocknender Fluss, der in den Bergen des Atlas entspringt und sich schliesslich im Atlantischen Ozean mündet. Mit seinen 1100 Kilometern Länge ist er gleichzeitig der längste Fluss des Landes. Obwohl er, typisch für einen Wüstenfluss, während einem Grossteil des Jahres ausgetrocknet ist, so bestechen seine Uferlandschaften trotzdem aufgrund ihrer Üppigkeit.
Besonders sehenswert ist die Landschaft entlang des Mittel-Draas ab der Stadt Agdz im Südosten Marokkos. Sechs Grossoasen beherbergen hier rund 1.1 Millionen Dattelpalmen, dazwischen Apfel-, Aprikosen-, Mandel-, und Olivenbäume. Fast 200 sogenannte Ksours, ländliche Wohn- und Befestigungsanlagen aus Lehm reihen sich an diesem Teilstück des Draas auf beiden Seiten des Ufers auf. Die eindrückliche Kasbahs und üppige exotische Vegetation verleihen der Region einen ganz besonderen Zauber. Und die ehrliche Gastfreundschaft der Berberbevölkerung lädt zum Verweilen ein.
Moussem von Tan Tan
Die kleine Provinzhauptstadt liegt auf einem Wüstenplateau am Nordrand der Westsahara. Ursprünglich als spanischer Militärstützpunkt gegründet und 1958 an Marokko abgetreten, hat sich Tan Tan im Laufe der Jahre zu einem Zentrum von regionaler Bedeutung entwickelt. Mit seinen rechtwinkligen, staub- und sandverwehten Strassen, und seinen lieblich kleinen Arkadenläden ist Tan Tan ein typischer Sahara-Vorposten. Besonders sehenswert ist der Grabkomplex des Schutzpatrons der Stadt: Auf einer tafelbergartigen Anhöhe gelegen befindet sich die Koubba des 1960 verstorbenen Scheichs Mohamed Laghdaf Ma el Ainin, der mittlerweile als Heiliger verehrt wird. Von dort aus hat man auch einen eindrücklichen Panoramablick auf die gesamte Sahara-Siedlung.
Absolutes Highlight des Jahres ist der Ende Mai/Anfangs Juni stattfindende Moussem, ein religiöses Fest. Bei dem sogenannten „Treffen der blauen Männer“ versammeln sich jährlich Angehörige diverser Berber- und anderer Stämme aus Marokko und den angrenzenden Ländern. In prächtige Gewänder gehüllt, präsentieren die Stammesmitglieder auf ihrem prächtigen Araberhengste in Reiterspielen. Im dazugehörigen Dromedarmarkt herrscht indes geschäftiges Treiben: Eifrig feilschen die Besucher um Reittiere, Werkzeug oder prächtiges Kunsthandwerk.
25 Kilometer vom Zentrum entfernt befindet sich der Ortsteil Tan Tan Plage ein Zentrum der Fischerei und Konservenindustrie. Momentan wird eifrig daran gearbeitet, Tan Tan Plage auch für Touristen schmackhaft zu machen. Aus gutem Grund: Die zauberhaften Sandstrände und malerischen Buchten sind auf jeden Fall eine Reise wert.
Das grüne Tal im Hohen Atlas
Das Tal Ait Bouguemez im marokkanischen Hochatlas ist für seine Schönheit und Fruchtbarkeit bekannt. Hinter ihrer traditionellen Fassade scheinen die Bewohner dieser abgelegenen ländlichen Hochgebirgsregion alles über nachhaltige Entwicklung und Erhaltung der biologischen Vielfalt zu wissen. Denn aufgrund der extremen klimatischen Bedingungen mussten die hier lebenden Berber lernen, die wenigen Ressourcen aus Weiden und Wäldern sparsam zu verwalten und zu teilen. Dazu haben sie ein Bewirtschaftungssystem entwickelt, bei dem gezielt Weideland brachgelegt wird.
Dieses als “Agdal” bezeichnete Vorgehen studieren jetzt französische Forscher vom “Institut de Recherche pour le Developpement” mit ihren marokkanischen Kollegen, denn möglicherweise kann das von den Vorvätern überlieferte Wissen jetzt und in Zukunft an anderen Orten überaus nützlich sein.
Unter diesem Link finden Sie ein Video mit einem Bericht darüber:
Folgende Reisen führen auch in den Hohen Atlas: